Das Wort „Torte“ stammt vermutlich aus dem Lateinischen und bedeutet abgeleitet „Drehen“. Die klassische Form der Wiener Torte war also schon immer rund. Noch bis ins 19. Jahrhundert war der barocke Einfluss prägend und Torten wurden als wahre architektonische Kunstwerke betrachtet. Sie waren mehrstöckig und meist der Stolz eines jeden Zuckerbäckers. Noch heute ist die Konditorkunst in Wien hoch angesehen und die verschiedenen Wiener Torten genießen internationale Berühmtheit.
Entstehung und Herkunft der Wiener Torte
Der Begriff „Torte“ steht das erste Mal 1418 in den Geschichtsbüchern. Im Mittelalter handelt es sich vor allem um Mürbteigtorten, die sowohl herzhaft als auch süß sein konnten. Gefüllt wurden sie mit entweder mit Fleisch oder Fisch, oder mit Früchten wie Feigen, Äpfeln und Trauben. Auch zur Zeit der Aufklärung finden sich viele teils verschiedene Rezepte wie Zimttorten oder Milchrahmtorten.
Zu dieser Zeit entwickelte sich auch ihre künstlerische Bedeutung, da die Torte sowohl kulinarischem als auch als ästhetischer Genuss galt. Die Buttercremetorte kam erst mit der Modernisierung im Zuge des 19. Jahrhunderts in den Gebrauch. Tatsächlich wurde bis zur Industrialisierung nur zwischen zwei großen süßen Tortentypen unterschieden: Nämlich Sandorten, die nur mit Zuckerglasur verziert sind und Obsttorten, die zusätzlich noch Obstmus enthalten. Von dem vollen Geschmack der Wiener Torten heute waren sie noch weit entfernt.
Torten – Arten und Einfluss
Der Modernisierungsprozess brachte auch eine neue Tradition mit sich: Torten wurden nach ihren Erfindern oder Ursprungsorten benannt: Die Sachertorte nach dem berühmten Wiener Zuckerbäcker Sacher, die Linzertorte nach der Stadt Linz. Auch eine Schönbrunner Torte gibt es.
Die Sachertorte gilt als berühmteste Wiener Torte und war bereits um 1900 bekannt. Ihr voller schokoladiger Geschmack besticht bis heute Einwohner und Touristen der österreichischen Metropole. Franz Sacher, der für die Zuckerbäckerei Demel arbeitete, erfand diese Torte etwa 1847 und ihm gelang es als erstem Bäcker, die Schokoladenglasur durch ein besonderes Verfahren saftig und nicht bröselig zu machen. Die Dobostorte kommt von dem ungarischen Zuckerbäcker Joseph Dobos und wurde mit dem Ziel erfunden, die Torte länger haltbar zu machen. Sie hat einen Biskuitteig mit dünnen Schichten aus Creme. Auch Kaiser Franz Joseph und Elisabeth kamen in den Genuss der Torte. Dobos war außerdem der erste Konditor, der die Buttercremé essentiell für eine Torte machte.
Die Torten der Wiener Küche sind durch ihre Schlichtheit bekannt. Der Einfluss des Barocks verschwand zunehmend und der Einsatz von Lebensmittelfarben kam im Zuge der Industrialisierung hinzu. Typisch für die Wiener Torten sind außerdem die Gewürze Zimt, Vanille und Neugewürz. Heute werden Torten kaum noch in privaten Haushalten gebacken. Dafür werden sie umso mehr mit besonderen Anlässen in Verbindung gebracht.