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Kaffeehausliteraten – Das Café als Werkstätte

Zweites Zuhause und Inspirationsort für Literaten

Wie sich an der Bezeichnung schon erahnen lässt, wird mit Kaffeehausliteratur jene Literatur bezeichnet, die im Kaffeehaus entstanden ist. Mit seiner Kaffeehaustradition bietet Wien dafür genügend Möglichkeiten.

Wiener Kaffeehauskultur Cafe Korb
Wiener Kaffeehauskultur © Österreich Werbung, Fotograf: Lammerhuber

Gelegenheitsliteratur und Sozialstudien

Seine Blütezeit erlebte das Wiener Kaffeehaus Ende des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts. Damals machten sogenannte Kaffeehausliteraten wie Peter Altenberg, Arthur Schnitzler, Hugo von Hofmannsthal, Alfred Polgar, Karl Kraus, Stefan Zweig, Hermann Broch und Friedrich Torberg ihre Stammcafés zur bevorzugten Lebens- und Arbeitsstätte.

Viele bekannte Künstler, Wissenschaftler, Techniker und Politiker der Zeit, darunter Egon Schiele, Gustav Klimt, Oskar Kokoschka, Adolf Loos, Theodor Herzl, Siegfried Marcus oder auch Leo Trotzki, waren häufige Gäste im Kaffeehaus.

Ende der 30er Jahre fand die Kaffeehausliteratur in Wien ihr Ende, da viele der Literaten aus dem jüdischen Großbürgertum verfolgt und vertrieben wurden.

1880 gründete Hermann Bahr die Gruppe Jung-Wien im Café Griensteidl. Nachdem dieses geschlossen wurde, traf man sich im Café Central in der Herrengasse 14, das es heute immer noch gibt und in dem man im Eingangsbereich von der Figur des Schriftstellers Peter Altenberg begrüßt wird. Er war hier einmal Stammgast und hat sogar eine Theorie über das Central verfasst hat.

Peter Altenberg als Pappmaché-Figur im Café Central

Wenn Peter Altenberg nicht im Kaffeehaus ist, so hieß es lange, sei er auf dem Weg dorthin. Dies sagte man oft über den bekannten Literaten, der das Café Central zu mehr als nur seinem Stammlokal machte. Er gab es zeitlebens sogar als seine Wohnadresse an. Hier schrieb er seine Theaterkritiken, Schriften und entwickelte seinen charakteristischen Telegrammstil, für den er noch heute bekannt ist. Posthum wurde ihm schließlich die Pappmachèfigur gewidmet, die fortan am Eingang des Café Central sitzt und die Besucher erwartet. Nun darf Peter Altenberg also tatsächlich pausenlos unter den Gästen weilen.

Kaffeehausliteraten – Verweilen ohne Konsumzwang

Die Künstler wurden bei Ihren Kaffeehausbesuchen inspiriert und hielten vieles in ihrer Gelegenheitsliteratur fest. Zu dieser Zeit konnte man sich noch stundenlang in einem Lokal aufhalten, ohne den Zwang etwas zu konsumieren.

Am Besten lässt es sich mit den Worten von Stefan Zweig beschreiben:

Das Wiener Kaffeehaus stellt eine Institution besonderer Art dar, die mit keiner ähnlichen der Welt zu vergleichen ist. Es ist eigentlich eine Art demokratischer, jedem für eine billige Schale Kaffee zugänglicher Klub, wo jeder Gast für diesen kleinen Obolus stundenlang sitzen, diskutieren, schreiben, Karten spielen, seine Post empfangen und vor allem eine unbegrenzte Zahl von Zeitungen und Zeitschriften konsumieren kann.