Dank besserer Mobilität, starken wirtschaftlichen Wachstums und steigenden Einkommen in OECD- und Schwellenländern wird Urlaub im Ausland immer erschwinglicher. Dabei werden die Reisen nicht nur ausgedehnter, sondern auch häufiger und ausgefallener. Fast jedem Beschäftigtem mit mittlerem Einkommen ist es möglich, nahe und ferne Länder zu entdecken.
Der Tourismus ist auch in Österreich wachsend. Das Land ist gerade durch die Alpen, die zum Wandern und Skifahren nahezu gestürmt werden, selbst ein beliebtes Reiseziel. Doch dadurch entsteht auch das Bewusstsein darüber, was einen erfolgreichen Standort ausmacht – funktionierende Ökosysteme. Österreich braucht Schnee im Winter, eine geringe Unwettergefahr im Sommer und wenige Erdrutsche, um vom Tourismus profitieren zu können. Der Klimawandel bedroht jeden einzelnen dieser Faktoren.
Dabei handelt es sich um ein hausgemachtes Problem und der Tourismus selbst ist Teil davon. Dank selbstverstärkender Effekte, die den Reisezielen langfristig schaden, bedrohen wir heute den Fortbestand unserer Natur. Dazu zählen überlaufende Städte wie Barcelona, in denen es mehr Touristen als Einwohner gibt, rücksichtslose Vermüllung und hohe CO2 –Emissionen. 12% der globalen Treibhausgase sind auf touristische Aktivitäten zurückzuführen. Eine weltweit funktionierende Tourismusbranche wird es so bald nicht mehr geben.
Doch das muss nicht sein. Schon heute gibt es zahlreiche nachhaltige Alternativen, damit nicht nur man selbst, sondern auch nachfolgende Generationen die Freiheit haben, an die Orte zu reisen, die wir heute genießen können. Was kann man also tun um nachhaltiger zu reisen? Dank wachsender Nachfrage bietet die Tourismusbranche inzwischen einige Angebote. Eine Übersicht mit Tipps zum umweltfreundlicheren Reisen gibt es hier.
klimafreundliche An-und Abreise
Die umweltfreundlichste Art zu reisen ist schon seit langem der Zug. Gerade in Mitteleuropa ist das Schienennetz hervorragend ausgebaut und es ist möglich, Fahrräder mitzunehmen. Die Österreichische Bundesbahn hat auch inzwischen mehrere Ökostromprojekte. Der WWF empfiehlt, für alle Reisen unter 700 Kilometer möglichst Züge zu nehmen. Auch für kurze Aufenthalte sollte man auf Flüge verzichten. Falls der Zug aber keine realistische Alternative ist, gibt es dank „Blablacar“ Mitfahrgelegenheiten, um wenigstens das Potenzial eines Autos ganz auszuschöpfen. Auch Fernbusreisen sind umweltfreundlicher als das Fliegen.
Wenn es doch ein Flug sein muss, gibt es die Möglichkeit, einen sogenannten Kompensationsbeitrag zu zahlen. Dieses Angebot ist freiwillig und das Geld wird dafür genutzt, erneuerbare Energien auszubauen und Renaturierungsprojekte umzusetzen. Kreuzfahrten sind gemeinsam mit Flügen die größten Klimasünder, da die Schiffe so gut wie keine Umweltauflagen haben. Sie fahren mit Schweröl, welches bei der Verbrennung erheblich zum atmosphärischen Feinstaub beiträgt und Städte wie Venedig allein durch die verdrängten Wassermassen und dadurch entstehende Erosionen deutlich schadet.
In Österreich gibt viele Möglichkeiten, autofrei zu reisen. So gibt es den „Tälerbus“, um in den Alpen die Pässe zu überqueren und „Alpine Pearls“ bietet sogar ein Fahrradtaxi an. Generell gilt aber: Je näher das Urlaubsziel, desto besser für die Umwelt.
Nachhaltigkeit vor Ort
Wer die Exotik ferner Länder entdecken will, erlässt sich dabei oft auf Pauschalbuchungen oder die Angebote von Reiseveranstaltern. Man sollte sich dabei fragen, ob die Einheimischen vom Tourismus gleichermaßen profitieren wie die großen kommerziellen Anbieter oder ob Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse entstehen, die ausgenutzt werden. Gerade bei der Präsentation indigener Kultur wird diese oft verzerrt dargestellt, um Touristen eine größtmögliche Show zu bieten. Dies sollte man möglichst unterlassen. Generell gilt: Man sollte sich seines eigenen Einflusses bewusst sein. Es ist wichtig, die Menschen vor Ort und die lokale Kultur zu respektieren.
Um vor Ort mobil zu sein, gibt es in vielen Städten aber auch in ländlichen Regionen Leihräder, die man für kleines Geld mieten kann. Besonders bequem ist in Österreich die Fortbewegung mit E-bikes, die man nicht nur an immer mehr Orten mieten, sondern auch aufladen kann. Fast jeder Pass ist inzwischen mit einer Ladestation und Ersatzakkus ausgestattet. Einer Alpenquerung steht also nichts im Wege. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind oft billiger als die Fortbewegung mit dem Auto. In Wien sind sie nicht nur schneller und kostengünstiger, man kann auch mit einem einzigen Ticket zwischen Zug, U-Bahn, Straßenbahn und Bus wählen.
Unterkunft und Aufenthalt
Auch die Unterkunft sollte mit bedacht gewählt sein. Inzwischen gibt es mehrere Umweltsiegel für nachhaltige Hotels und Reiseveranstalter. Davon sollte man Gebraucht machen! In Österreich stellen immer mehr Unterkünfte auf Bioversorgung um. Es gibt vegane Pensionen, Bauernhöfe zum mitmachen und das eigene Label „Bio-Hotels“. Informieren Sie sich auch über die Umweltschutzmaßnahmen der einzelnen Anbieter. Unterkünfte in Biosphärenparks oder Nationalparks haben oft ein umfassenderes Konzept für den Umweltschutz als städtische Anbieter, da der eigene Einfluss viel direkter spürbar ist.
Oft kann man grundsätzlich umweltbewusstes Handeln aus dem Alltag ebenso gut auf den Urlaub übertragen. Mülltrennung sollte so gut wie möglich eingehalten, Vermüllung der Natur ausgeschlossen und Aktivitäten mit Bedacht gewählt werden. Man sollte in Schutzgebieten die Wege nicht verlassen, Wasser gerade in Gebieten mit Wasserknappheit sparen und regionale Produkte kaufen. Ein Verzicht auf massenhaft angefertigte Souvenirs kann ebenfalls helfen.
Es gilt: Reduce, Reuse, Recycle.
Ein gänzlich nachhaltiger Lebensstil ist mit dem Komfort der westlichen Industrienationen schwierig zu erreichen. Dennoch ist jeder Schritt in die richtige Richtung ein Signal an andere, zu folgen. Die Anbieter, die Umweltbewusstsein groß schreiben, profitieren von umweltbewussten Reisenden. Diejenigen, die es noch nicht tun, können inspiriert werden. Und letztlich ist jede nicht emittierte Tonne CO2 eine Hilfe für Mensch und Natur.